Tomatenanzucht

Inhaltsverzeichnis

Tomaten können sehr gut im Wohnhaus vorgezogen werden. Dafür sind allerdings gewisse Grundvoraussetzungen nötig, sonst hast Du wenig Freude an Deiner Aussaat. Natürlich kannst du auch im Mai Jungpflanzen vom Gärtner kaufen. Vielleicht hast Du auch Freunde, die wieder einmal zu viele Samen haben keimen lassen und daher zur Pflanzzeit dringend Abnehmer suchen, die diese liebevoll aufgezogenen Schösslinge zu schätzen wissen.

Wenn Du allerdings ein helles, kühles Zimmer zur Verfügung hast, dann rate ich Dir, es einmal mit der eigenen Anzucht zu probieren. Es ist ein wundervolles Erlebnis, den Wachstumsprozess von Tomaten vom Kern bis hin zur Frucht und damit wieder zum Samen einmal vollständig mitgemacht zu haben. Du wirst Deine Tomaten dann als noch viel kostbarer empfinden und diese Wertschätzung habe die Paradiesäpfel auch verdient.

Aussaat im März

Sehr wichtig ist der richtige Zeitpunkt für die Aussaat: Für die meisten Tomaten reicht es vollkommen aus, wenn Du sie im März aussäst. Alle Aussaaten, die früher gemacht werden, haben zunächst einmal mit dem geringen Sonnenlicht im Februar zu kämpfen.

Dies sind zwei sehr gute Quellen für samenfestes Saatgut:

Dreschflegel Saatgut  

Bingenheimer Saatgut

Anzucht ohne weitere Lichtquelle und mit einfachen Mitteln

Recycling von Möhrenschalen als Tomatenanzuchtschale, wenn Du zwei nimmst, hast Du eine Haube!

Für die Anzucht kannst Du entweder Aussaatschalen kaufen, die bekommst Du im Gartenmarkt. Sie sind aus grünem, recht stabilen Plastik und haben oft eine durchsichtige Hartplastikhaube. Dadurch wird ein für die Keimung der Tomaten sehr günstiges Klima erzeugt. Sehr gut geeignet sind aber auch gesammelte Plastikschalen z.B. von Möhren.

Ich sammle im Winter die Schalen von zugekauften Möhren und verwende diese sehr gerne zur Aussaat, weil sie ausreichend tief sind. Außerdem haben sie ein sehr günstiges Format für normale Fensterbänke und sie passen wunderbar nebeneinander auf die Fensterbank. Sie sind zwar nicht ganz so stabil wie die gekauften Anzuchtschalen, (Du kannst daher nach Belieben zwei ineinander setzen), aber diese Art von Recycling hilft Plastik zu vermeiden. Sehr praktisch ist dabei außerdem, dass Du eine weitere Schale umgedreht als Haube verwenden kannst. Du brauchst so keine Frischhaltefolie als Abdeckung für die Keimung.

Wenn Du kein Gewächshaus hast, nicht auf dem Balkon gärtnerst und kein kühles, sehr helles Fenster hast, dann solltest Du mindestens bis Anfang/Mitte März (es reicht in kalten Gegenden sogar Ende März) mit der Aussaat warten. Ansonsten werden die Tomaten Jungpflanzen auf der Suche nach ausreichendem Sonnenlicht immer dünner und gakeliger, man sagt auch in dem Fall, sie vergeilen.

Die Keimung

Ein guter Standort für die Keimung ist ein warmer Raum, da sie am besten bei 24-28°C keimen. Die Samen werden ganz dünn mit Erde bedeckt. Die Keimung dauert 6-10 Tage. Nach dem Keimen kannst Du die Haube entfernen und die Keimlinge werden wesentlich kühler gestellt, gut sind 15°C. Ich verwende für die Anzucht torfreduzierte, gekaufte Anzuchterde, bin aber immer auf der Suche nach komplett torffreien Alternativen, die ein gutes Ergebnis bringen! Leider ist beides schwer unter einen Hut zu bringen und ich habe schon viel schlechte Erfahrungen mit komplett torffreier Anzuchterde gemacht. Hinterlasst mir gerne einen Kommentar von Euren Erfahrungen und Eurer Lösung für die Anzuchterde unter dem Beitrag.

Diese Tomatensämlinge sind ca. 5 Tage alt, die gelb-grüne Farbe täuscht ein wenig, das liegt an der Kamera.

Das Pikieren der Jungpflanzen

Die jungen Tomätchen werden nach 2-3 Wochen das erste Mal pikiert, das bedeutet, Du musst sie vereinzeln, indem Du sie in Einzeltöpfe umpflanzt. Nimm keine Keimlinge, bei denen die Keimblätter nicht voll entfaltet sind, da diese nicht so gute Ergebnisse bringen. Für das Pikieren wird keine Aussaaterde mehr genommen, sondern Pflanzerde, da die kleinen Tomaten so langsam mehr Nährstoffe für ihre enorme Wachstumsleistung brauchen. Die Jungpflänzchen werden sehr tief in den neuen Topf gesetzt, bis zum Keimblatt. Das ist sehr wichtig, da der Hauptstamm überzogen ist mit feinsten Haaren, die bei Erdkontakt neue Wurzeln bilden können. Das wiederum bedeutet bessere Nahrungsaufnahme durch verstärkte Wurzeln und somit auch mehr Fruchtbehang.  🙂

Wenn sehr früh ausgesät wurde, ist es oft sogar nötig 2 mal zu pikieren. Auch dabei wird sehr tief gesetzt, damit sich so viele Wurzeln wie möglich neu bilden können.

Falls Du diesen Beitrag leider zu spät liest und Deine Tomaten aus Lichtmangel und anderen Gründen jämmerliche Gestalten geworden sind, könnte es noch Rettung für sie geben. Schaue dazu mein Kurzvideo über die Rettung von Tomaten und probiere Euer Glück!

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Das allmähliche Abhärten

Bevor die Jungpflanzen im Mai gesetzt werden, sollten sie auf jeden Fall einige Zeit abgehärtet werden. Das geschieht tagsüber an der frischen Luft. Sollte gerade besonders sonniges Frühlingswetter herrschen, dann bitte zunächst einmal für 3-4 Tage in den Schatten stellen. Sehr wichtig ist es, die Jungpflanzen abends rechtzeitig wieder rein zu holen, sie dürfen keinen Frost abbekommen!

Tipp von jemandem, dem das leider schon passiert ist: 🙁

Hänge Dir einen Erinnerungszettel an den Badezimmerspiegel und hole sie sogar dann noch rein, wenn Du schon im Nachtgewand beim Lesen des Zettels bist. Denke daran, falls Dich jemand so beobachtet: Wer zuletzt lacht, lacht am besten! Nämlich Du, mit der prallen Schale köstlicher Tomaten im Sommer! 🙂 🙂 🙂

Anzucht schon früher mit zusätzlicher Lichtquelle und Profi Utensilien

In diesem Jahr werde ich das erste Mal diese Topfplatte von Profi Gärtnern verwenden. Sie hat den großen Vorteil, dass beim Pikieren der komplette Wurzelballen erhalten bleibt und diese Bällchen sehr leicht in größere Töpfe gesetzt werden können. Wer eine größere Anzahl Sämlinge (150) ziehen will, hat damit auch eine gute, Platzsparende Alternative, weil sie relativ lange in der Anzuchtplatte bleiben können, dann allerdings mit einem Schlückchen Dünger. Weil es bei dieser frühen Anzucht im Februar noch keine Brennnesseln für den Naturdünger gibt, verwende ich in so einem Fall aufgelöste Bokashi Pellets. In diesem Kurzvideo über die Verwendung von Bokashi Pellets zeige ich den Vorgang.

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So eine Schale lohnt sich bei einer großen Menge an Jungpflanzen, sie ist auch sehr stabil gearbeitet. Wenn Du nur 20-30 Tomaten ziehst, ist es meiner Meinung nach besser, eine der oben beschriebenen Alternativen zu wählen.

Anzuchtschale für Tomatensämlinge
Tomaten-und Chili in der Anzuchtschale, 2 Wochen alt.

Diese 3 Fotos sind aus der Anzucht Kinderstube meiner lieben Gartenfreundin Eva.

Meine eigenen Fotos gibt es noch nicht, da ich normalerweise erst Ende Februar/Anfang März beginne. Wer einen geschützten Platz für die spätere Pflanzung hat, der kann so wie Eva mit einer zusätzlichen Lichtquelle auch schon im Februar beginnen. Das ist bei einem Gewächshaus der Fall oder an einer warmen Hauswand oder auf dem Balkon. Dann können, wenn es nur wenige Pflanzen sind, diese bei Nachtfrost mal schnell ins Zimmer geholt werden. Die Tomaten sind dann allerdings ab Mitte April schon so groß, dass sie an ihren endgültigen Platz könnten. Tomaten brauchen ca. 6 Wochen von der Aussaat bis zur Pflanzung. Für ungeschützte Plätze im Freiland reicht es also vollkommen aus, ab Ende März zu säen. Bis zu den Eisheiligen Mitte Mai sind diese Jungpflanzen groß genug.

Dieses kleinen Tomaten- und Paprikapflanzen sind 3 Wochen alt.

Eine Lichtquelle für die Februar Aussaat

Das Licht im Februar reicht noch nicht aus, um kräftige, kompakte Jungpflanzen zu bilden. Auf der Suche nach dem so dringend benötigten Licht werden die Keimlinge ganz dünn und gakelig. So ist es schon vorprogrammiert, dass derart schwache Jungpflanzen anfälliger für Krankheiten und Wetterextreme werden. Daher hat sich eine zusätzliche Lichtquelle so früh im Jahr bewährt. Eva benutzt den Lichtgarten für ihre Anzuchten.

Noch eine Woche später: Hier kannst Du deutlich sehen, wie gut die zusätzliche Lichtquelle im Februar auf das Wachstum wirkt. Lauter kompakte, kräftige Jungpflanzen sind das Ergebnis.

Das Wunder des Lebens

Dieser Keimling hat über Nacht das Licht der Welt erblickt, links kommt auch noch einer hinterher. Du erkennst sehr schön die feinen Haare am Stämmchen.

Wenn ich so einen Winzling am Morgen entdecke, dann gehe ich innerlich vor lauter erführchtigen Staunen in die Knie. Wie ist das möglich, dass aus so einem unscheinbaren Winzling jemals die Gewächshaus hohen Tomatenpflanzen wachsen? Wie kann es nur sein, dass sich aus so einem Zwerg eine Pflanze entwickelt, die stark genug ist, die Masse an köstlichen Tomaten zu tragen? Natürlich könnte ich dieses Staunen bei jeder Pflanze fühlen, aber bei der Anzucht von Tomaten ist es doch ganz besonders stark ausgebildet. Während ich diese Zeilen schreibe, kann ich mich an den Geruch der Tomatenpflanzen beim Pikieren erinnern, ein ganz aromatischer, einmaliger Duft.

Ich hoffe, ich konnte Dir mit diesem Artikel über Tomatenanbau so richtig Lust machen, es mit der Anzucht auch einmal selbst zu versuchen. Diese Freude solltest Du Dir unbedingt gönnen. Allein die Qual der Wahl bei den Sorten wird Dich begeistern! Du wirst im nächsten Jahr darauf nur noch schwer verzichten können, Tomaten machen süchtig!

Für umfangreiche und erfolgreiche Tipps und Infos über den weiteren Anbau empfehle ich Dir meinen Online Kurs Tomatenglück leicht gemacht! 

7 Kommentare

  • Eine sehr informative Seite, über die erfolgreiche Anzucht bis hin zur Ernte von Tomaten.

    Antworten
  • Liebe Astrid,
    mal eine vermtutlich eher ungewöhnliche Frage. Beim Befolgen Deiner wirklich hilfreichen Hinweise zum ersten Pikieren der jungen Tomatenpflanzen habe ich anschließend drei Plänzchen nicht mehr einer Sorte zuordnen können. Die Anzuchtreihen waren jeweils nur 1x beschriftet und dann hatte ich eben doch verpasst, beim hin- und herräumen aufzupassen… Meine Frage also: Ab wann lassen sich die Pflanzen denn voneinander unterscheiden?
    Vielen Dank

    Antworten
    • Liebe Brigitte,
      wenn es sich um ganz verschiedene Sorten handelt, wie z.B. Fleischtomaten, Salat- oder Cherrytomaten kann man es ca. 7 Tage nach dem Pikieren schon ganz gut erkennen. Ansonsten dauert es erheblich länger, wenn es z.B. alles Cherrytomaten waren. Die kann ich dann oft erst bei der Ernte unterscheiden, es sein denn, es sind besondere Formen von Cherries.
      Liebe Grüße
      Astrid

      Antworten

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