Lust auf eigenen Salat?
Inhaltsverzeichnis
Lichtkeimer
Heute habe ich für Dich einmal viele grundsätzliche Informationen zusammengetragen zum besseren Verständnis der Vorgänge rund um das Thema Salat. Wer sich fragt, ob er lieber vorziehen soll oder doch eine Direktsaat tätigt, dem hilft bei der Antwort auf diese Frage vielleicht folgender Hinweis. Wie immer im Leben hat alles Vor-und Nachteile. 🙂
Da Salate eher zu den Lichtkeimern gehören, darf nur eine ganz dünne Erdschicht über die Samen gestreut werden, sie keimen sonst schlecht. Wichtig: Das Saatgut besonders bei Direktsaat im Freiland fest an die Erde pressen, sonst wird es leicht verweht oder weggeschwemmt.
Direktsaat
Die beiden größten Vorteile der Direktsaat sind erstens die geringere Anfälligkeit für Läuse und zweitens die verminderte Neigung zum Schossen.
Salat reagiert empfindlicher als manch anderes Gemüse auf das Umpflanzen. Die beiden oben genannten Anfälligkeiten lassen sich leicht erklären, wenn man versteht, dass der Umpflanzvorgang für alle Pflanzen Stress bedeutet.
Wieso ist das so? Im Laufe der Evolution hat es sich bei Salaten bewährt, das Überleben der Art durch Samen zu sichern. Dieser Samen wird in der Regel durch Wind oder Regen, vor allen Dingen aber auch durch Tiere an neue Standorte getragen. Dort keimt der Samen, wenn für ihn die Bedingungen gut sind. Jetzt ganz wichtig: Wenn er einmal gekeimt hat, ist es für den Keimling nicht mehr vorgesehen, den Platz zu ändern. Ein Standortwechsel ist nur für den Samen vorgesehen. Pflanzen haben keine Beine 🙂
Gute Keimbedingungen
Zu den wichtigsten Keimbedingungen zählen neben Temperatur, Lichtverhältnissen und Wasser vor allen Dingen die Bakterienflora im Boden. Ist diese lebendig und zum Keimgut passend, wird der Samen die Chance nutzen! Im Boden laufen komplexe Austauschvorgänge von den Mikroorganismen zu den Pflanzenwurzeln ab. (wer hier tiefer einsteigen möchte, googelt unter Endozytose) Wie ein fein abgestimmtes Team arbeiten sie vom Beginn der Keimung an zusammen. Die erfolgreiche Keimung einer Jungpflanze ruft sofort eine Vielzahl an spezifischen Bakterien im Boden hervor.
Das bedeutet, wenn durch das Umsetzen ins Freiland oder Frühbeet der Setzling ein neues Team von Bakterien im Boden vorfindet, muss sich zunächst einmal eine funktionierende Gemeinschaft mit den Wurzeln ausbilden. Das dauert einige Zeit, manchmal klappt es gar nicht. Der Salat wächst nicht weiter oder wird anfällig.
Hier komme ich jetzt wieder zum Anfang zurück, der Anfälligkeit für Läuse, die aufgrund einer Schwächung der Pflanze eintritt. Sie hat ihre Bodenhaftung verloren und kämpft um einen neuen Anschluss mithilfe von Bakterien. Das bedeutet immer Stress für die Pflanze und in dieser Zeit ist sie ein gefundenes Fressen z.B. für Läuse.
Nun noch eben kurz zur Schosserneigung. Für die Einsteiger unter Euch: das ist die (frühzeitige) Neigung einer Pflanze zur Blüte, bei Salaten ist das für den Gärtner eher unerwünscht. Der Salat schmeckt nun bitter, wenn er schießt. Auch das macht Sinn: Durch die Bitterstoffe versucht die Pflanze Fraßfeinde abzuwehren (auch uns Gärtner 🙂 ), damit sie sich vermehren kann.
Jeder Stress bringt den Salat in vorzeitigen Vermehrungsmodus. Er fühlt seine Art gefährdet und reproduziert sich schnell noch, bevor das Ende naht. Eigentlich genial eingerichtet! Unter diesem Gesichtspunkt betrachtet ist die Direktsaat vorteilhafter, aber vom Zeitpunkt leider erst später möglich! Zum Glück gibt es auch bei der Vorkultur Tipps, wie Du den Stress für die Setzlinge vermindern kannst.
Vorkultur
Vorkultivierter Pflücksalat ist ca. 7-14 Tage früher erntereif. Er wird im Haus in Anzuchtschalen bei Zimmertemperatur ausgesät, das spart auf jeden Fall Saatgut, da er sehr gut keimt, oft schon nach 3 Tagen. Jetzt ist es sehr wichtig, dass die jungen Keimlinge sofort so viel Licht wie möglich bekommen, es darf ruhig kühl sein, aber sehr viel Licht ist zwingend nötig. Warum? Ganz einfach, das schnell wachsende Pflänzchen wird ohne genügendes Licht dünn und gakelig, bevor es nach den Keimblättern überhaupt mal die ersten richtigen Blätter ausbildet. Das ist der Moment, wo dann bis zu 5 cm lange Stielchen entstehen, die so dünn und schwach sind, dass Du sie kaum noch unbeschädigt packen kannst, geschweige denn später auspflanzen kannst. Sie sind einfach zu schwächlich und dünn.
Tipp Nr.1: Würfeleinteilung
Wenn Du mit Aussaatschalen arbeitest, was ich Dir aus Platzgründen empfehle, dann mache Dir vor der Aussaat ein quadratisches Raster in der Schale. Mit einem Lineal das Muster in die Erde drücken, in die Mitte drückst Du ein kleines Loch mit dem Finger, fertig! Das sollten kleine Würfelchen von ca. 4 cm Länge werden.
In jeden Würfel kommt in die Mitte nur ein Salatkorn, wenn es gute Qualität hat. Wenn Du unsicher bist, weil es vielleicht schon älter ist, dann kannst Du auch zwei aussäen. Sollten doch beide keimen, schneidest Du das schwächere vorsichtig ab und entfernst es. 🙁 Diese kleine Einteilung lohnt sich sehr, weil die Keimlinge dann optimalen Platz haben. Sonst kommt es oft vor, dass sie viel zu dicht stehen und Du sie dann nicht gut aus der Schale bekommst, es gehen einfach zu viele kaputt. Diese kleinen, gut durchwurzelten Würfelsalate kannst Du auch später mit dem Messer aus der Schale schneiden. Das klappt ohne große Verluste aber nur, wenn Du die Erde direkt nach der Aussaat ziemlich fest gedrückt hast. Nur dann bleibt die Erde später beim Rausheben auch kompakt am Salat hängen, sonst würde zu viel abbröseln! Bis zum Einpflanzen ins Beet vergehen ungefähr 3-4 Wochen. Bis dahin ist das Motto: Ganz viel Licht und nicht zu warm, z.B. helles, ungeheiztes Schlafzimmer wäre ein sehr guter Platz. Wenn Du doch nicht genug Licht gegeben hast, probiere es trotzdem mit der Weiterkultur, einige Jämmerlinge schaffen es auf wundersame Weise doch noch bis zu einem ordentlichen Salatkopf, aber fasse sie mit Samthandschuhen an.
Tipp Nr.2: Gieße schon die Anzucht mit spezifischen Effektiven Mikroorganismen
Praktische Anleitungen dazu findest Du hier Effektive Mikros ganz praktisch
Wenn Du die obigen Ausführungen zum Thema Umpflanzen nachvollziehen konntest, wird Dir der Vorteil einleuchten. Durch das von Dir vorgegebene Mikrobenmilieu in der Aussaatschale finden sich später im Beet dieselben vertrauten Mikros wieder, natürlich nur, wenn Du auch die Gartenbeete damit gießt. Es braucht keine Umgewöhnung, das Team ist schon eingespielt.
Dadurch verminderst Du den Stress Deiner Salate beim Setzen ins Beet und ihre Chance, auch den Schnecken davon zu wachsen, ist erheblich größer.
Diesen Tipp kannst Du auch später im Jahr bei allen gekauften Setzlingen anwenden, wenn Du noch Probleme mit Deinem Boden hast. Das geht ganz einfach, indem gekaufte Jungpflanzen nicht sofort ins Beet kommen, sondern zunächst in eine Art E.M.-Trainingslager. Stelle sie in eine Aussaatschale für eine Woche in den Schatten und gieße 2 mal mit E.M. im erforderlichen Mischungsverhältnis, siehe den Link oben. Auch hier kennen die Pflanzen dann das Bakterienmilieu im späteren Beet und werden nicht so schnell angegriffen.
Weitere Pflege
Die durchwurzelten Jungpflanzen kommen ab Anfang/Mitte März ins Frühbeet oder Gewächshaus, oder vielleicht auch unter eine doppelte Lage Vlies, je nach Wetter und Standort. Der Abstand kann 10-30cm betragen, je nachdem, ob Du durch das Ernten von halbwüchsigen Salaten rechtzeitig Platz für die anderen Salate machst. Sehr wichtig ist es, dass Du sie nicht zu tief setzt. Wenn Du mit den Würfeln arbeitest, sollte mindestens ein Drittel des Würfels aus der Erde schauen, sonst faulen die Salate leicht, da der Vegetationspunkt zu tief läge.
Nun wünsche ich Dir viel Erfolg beim Anbau von Pflücksalat!
2 Kommentare
Liebe Astrid!
Deine Tipps sind “GOLD-WERT”!!!
Vielen Dank.
Schon mal daran gedacht, ein Buch zu schreiben…?
Herzliche Grüße und schöne Ostertage.
Helmut
Lieber Helmut,
ich danke Dir sehr für den wertschätzenden Kommentar! An ein Buch habe ich noch nicht gedacht….
Ich freue mich darauf, mal wieder in Deinem Parkgarten zu wandeln, hoffentlich klappt es diese Saison mal wieder.
Herzliche Grüße und sonnige Ostertage!
Von Herzen,
Astrid