7 Tipps für eigenes Saatgut

Inhaltsverzeichnis

Tipp Nr.1: Nimm nur samenfeste Sorten

Wenn Dein Ziel eine richtig zufriedenstellende Ernte ist, dann brauchst Du auch wirklich gutes Ausgangssaatgut. Um das zu erreichen, muss Dein Saatgut ein dringend nötiges Merkmal haben: es muss samenfest sein.

Unterschied Hybridsamen und samenfester Samen

Hybride entstehen während der langjährigen Arbeit des Züchters durch Selbstbefruchtung möglichst unterschiedlicher Elternlinien. Durch Auslese über mehrere Anbaujahre hinweg erhält der Züchter die von ihm gewünschten Kriterien, wie z.B. Form, Größe oder Widerstandsfähigkeit.

Wenn er nun aus zwei dieser Inzuchtlinien eine neue Linie kreuzt, hat er in der nächsten Generation der Pflanze dieses Hybridsaatgut. Oft ist damit auch ein höherer Ertrag verbunden und immer ein sehr einheitliches Aussehen und einheitliche Eigenschaften. Das klingt erst mal ja sehr gut und reizvoll, wo ist der Haken bei der Sache?

Der Haken liegt darin, dass die Natur da einen Riegel vorschiebt, weil sie die Vielfalt in der Genetik erhalten will. Dieses Saatgut ist leider nicht für die Vermehrung geeignet. 🙁 Die Nachkommen unterscheiden sich teils erheblich von ihren Eltern. z.B. geht der Ertrag deutlich zurück und die Form und Größe weicht von der Mutterpflanze ab. Um die guten Sorteneigenschaften zu erhalten, muss das Saatgut zwingend beim Züchter nachgekauft werden. Der Gärtner ist dadurch also gezwungen, neu einzukaufen.

Wenn Du dies berücksichtigst, kannst Du für Tipps für eigenes Saatgut nur samenfeste Sorten benutzen. Diese Sorten geben ihre guten Eigenschaften auch an die Nachkommen weiter, sodass wir im Hausgarten damit immer weiter zufriedenstellend eigenes Saatgut ernten können. Das erklärt auch, warum es manchmal bei einer Aussaat z.B. von Paprika zu einer Enttäuschung kommt. Wir Gärtner wissen ja nicht, welches Saatgut bei der leckeren Paprika vom Wochenmarkt der Ausgangspunkt war. Du siehst es ihr nicht an.

Tipp Nr.2: Wenn Du die Herkunft nicht kennst, setze nur wenige Jungpflanzen

Sammle Deine eigenen Erfahrungen mit leckeren Früchten von unterwegs, aber bedenke, dass der Ausgang ungewiss ist. Auch ich mache sehr gerne Experimente, aber ich habe immer Plan B parallel laufen, weil ich auch wirklich zuverlässig Paprika ernten möchte. Aus diesen Gründen setz bitte nicht ausschließlich Jungpflanzen aus unbekanntem Samen, das kann auch kompett daneben gehen. 🙁 Sicherer ist garantiert samenfestes Saatgut. Hier erlebst Du keine unliebsamen Überraschungen. 🙂

Tipp Nr.3: Wenn Du Früchte aus einem anderen Klima probierst, setze nur wenige Jungpflanzen

Nehmen wir mal an, Du hast aus dem Urlaub in Spanien eine köstliche Tomate mitgebracht, die so lecker ist, dass Du sie unbedingt nachziehen möchtest. Zunächst einmal gilt natürlich alles oben gesagte. Darüber hinaus kommt aber noch das sehr unterschiedliche Klima hinzu. Die samenfeste Sorte, die sich in Spanien bestens bewährt hat, kann im deutschen Klima sehr anfällig sein und schnell schlapp machen.

Wenn Du es versuchen möchtest, ist das ein spannendes Experiment, welches gut klappen kann. Wenn nicht, wäre es schön, wenn Du gleichzeitig genug bewährte Sorten anbauen würdest. Für Experimente gebe ich persönlich maximal 20% Platz, die restlichen 80% brauche ich für garantiert erfolgreiche Sorten.

Tipp Nr.4: Du brauchst mindestens 6-12 Exemplare derselben Sorte

Diese nächsten Tipps für eigenes Saatgut betrifft die Mindestmenge an Pflanzen für die eigene Vermehrung. Die Natur braucht im Saatgut biologische Vielfalt, daher ist es wichtig, für die meisten Gemüsepflanzen mindestens 6-10 Exemplare der gleichen Sorte anzubauen und als Samenträger zu beernten. Das wird in kleineren Gärten bei vielen Arten schwierig. Bei mir löse ich dieses Dilemma der nötigen Menge so, dass ich erstens mein bestes tue, um diese Zahl zu beernten. Da das nicht immer funktioniert, 🙁 kaufe ich alle 3-4 Jahre auch dann Saatgut nach, wenn ich dieselbe Sorte eigenhändig vermehrt habe. Alles aus Gründen der genetischen Vielfalt, weil ich so wieder neue Impulse in das Genmaterial hinein bringe.

Tipp Nr.5: Tipps für eigenes Saatgut von Tomaten

In vielen Gärten werden genügend Tomaten angebaut, sodass es oft gelingt, auf die erforderlichen 6-10 Tomatenpflanzen von einer Sorte zu kommen. Der Anbau ist zunächst einmal gleich wie sonst auch. Da Tomaten in gemäßigten Zonen überwiegend Selbstbefruchter sind, kommt es natürlicherweise auch sehr selten zu Einkreuzungen durch Insekten. Um dieses Risiko noch weiter zu senken, ist es gut, die Pflanzen mehrfach täglich zu schütteln. Die Früchte für das Saatgut sollten immer von den unteren 2 Trauben genommen werden und vollreif sein. Möglichst von allen 6-10 Pflanzen ernten, natürlich nur, wenn die Tomate gesund wächst. Nach der Entnahme der Kerne (mit einem kleinen Anteil Fruchtfleisch) wird diese Masse in ein Glas mit Wasser und etwas Zucker gegeben um einen Gärungsvorgang zu bewirken. Warum ist das nötig? Die Kerne sind von einer gallertartigen Schicht umgeben, die verhindert, dass die Samen schon in der Tomate keimen. Durch den ca. 2-tägigen Gärungsprozess wird diese Schicht abgebaut und das Saatgut wird in der nächsten Saison besser keimen. Tomatensamen sind bei kühler, dunkler Lagerung 6 Jahre keimfähig. Die Aufbewahrung in der Gefriertruhe tötet eventuelle Parasiten ab und verlängert die Keimfähigkeit.

Tipp Nr.6: Hokkaido-Kürbis

Hokkaido-Kürbisse gehören zur Sorte der Maxima-Kürbisse. Wenn Du genügend Platz für mindestens 6 Kürbispflanzen hast, kannst Du sehr einfach Dein eigenes Saatgut gewinnen. Der Kürbis wird genauso angebaut, wie für die Gemüseernte. Er kann sich mit anderen Maxima-Sorten verkreuzen, aber nicht mit Zucchini, die zur Sorte der Pepo-Kürbisse zählt. Nachdem der Stiel verholzt ist, und dadurch die Erntereife anzeigt, wird die Frucht in einem warmen, luftigen Ort noch für ein Monat nachgereift, das erhöht die Keimfähigkeit.

Dann wird er aufgeschnitten und die Kerne mit dem Löffel herausgekratzt. Unter fließendem Wasser abspülen und sofort für 2 Tage flach auf einen Teller ausgestrichen zum Trocknen legen. Die Kerne sind lagerfähig, wenn sie sich nicht mehr biegen lassen, sondern bei dem Versuch des Biegens zerbrechen. Auch hier erhöht die Lagerung in der Gefriertruhe die Keimfähigkeit, die bei 4 Jahren liegt.

Tipp Nr.7: Zucchini nur vermehren, wenn Du mindestens 6 Mutterpflanzen hast

Nun könnte man ja meinen, dass es genauso gut klappt, die Zucchini zu vermehren, die ja aus derselben Familie der Kürbisgewächse stammt. Ich rate davon ab, es sei denn, Du hast genügend Platz, um mindestens 6 Zucchini zu setzen. Warum? Das liegt daran, dass Zucchini für den Verzehr unreif geerntet werden, damit sie schön zart sind und eine leckere, weiche Schale habe. Die Früchte für die Vermehrung müsssen aber absolut vollreif sein, um keimfähiges Saatgut zu haben. Wenn Du also die Zucchini wirklich ausreifen lassen möchtest, kannst Du sie nicht so oft beernten, es muss ja mindestens eine Frucht innerhalb vieler Wochen heranreifen. In dieser Zeit wird die Mutterpflanze weniger Zucchini ausbilden, sie hat ja nun gute Chancen, durch das Riesenexemplar ihre Art zu erhalten. Daher bildet sie nun weniger Früchte aus. Reife Zucchini verändern ihre Farbe, die Schalenhärte und die Grööööööße, sie werden zu wahren Bomben. 🙂

Nicht jeder Garten ist so groß wie meiner, daher will die Entscheidung mit diesen Tipps für eigenes Saatgut sorgfältig überlegt sein. Wenn Platz da ist, geben 6 Mutterpflanzen allerdings trotz Bombenbehang noch genügend Früchte zum Essen für eine vierköpfige Familie.

Zur Vertiefung ein Spezialtipp für Interessierte:

Handbuch Samengärtnerei. Sorten erhalten. Vielfalt vermehren. Gemüse genießen.
Dieses Buch ist ein Geniestreich des Wissens und der Recherche!

2. www.seedfilmd.org,

Hier handelt es sich um 4 DVDs von Profis über die Saatgutgewinnung von insgesamt 32 Gemüsearten. Hochinteressant, ich hatte in meinem ersten Blogbeitrag darüber geschrieben, für Interessierte zum nachlesen: Eigenes Saatgut gewinnen

So, das war es für heute, falls Dich das Thema auch so sehr interessiert wie mich, mache ich gerne demnächst eine Fortsetzung über einige andere Gemüse, die sich auch relativ leicht vermehren lassen. Wenn genügend Interesse an dieser Thematik besteht, lass es mich wissen durch Feedback in den Kommentaren.

Zur Auswahl stehen: Tipps für eigenes Saatgut von Spinat, Salat, Paprika, Gurken, Bohnen, Erbsen und Rucola.

Ich wünsche mir sehr, Dir mit diesem Artikel über 7 Tipps für eigenes Saatgut einen Impuls zu geben, die Saatgutgewinnung wieder ein Stück weit in Deine Hände zu nehmen. Es lohnt sich. Probiere es einfach aus!

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