Der Garten als Bewegungsraum für mein Kind
Inhaltsverzeichnis
Ins Haus kamen die Kinder nur abends zum Essen und dann total verschwitzt und dreckig, aber eben auch ausgeglichen und glücklich.
Und heute?
Der Kinderalltag hat sich deutlich geändert: Stundenlange Hausaufgaben, Förderprogramme bereits im Kindergartenalter, Nachhilfeunterricht, Computerspiele und Fernsehen füllen die “Freizeit” der Kinder. Kaum ein Kind kann heute noch auf die Schnelle 10 Bewegungsspiele aufzählen. Statt selbst ins Schwitzen zu kommen, sitzen die Kids vor dem Fernseher und sehen vom Sofa aus ihrem Lieblingssportler beim Schwitzen zu.
Diese Entwicklung ist nicht ohne Folgen geblieben: Haltungsschäden, Verhaltensstörungen, Konzentrationsschwäche, Diabetes bereits im Kindesalter um nur einige zu nennen. Dabei könnte vieles verhindert werden wenn sich Kinder nur wieder mehr bewegen würden: “Bewegte” Kinder sind gesünder, sozialer, glücklicher, schlauer, selbstbewusster und ausgeglichener.
So weit zur Theorie – aber wie sieht es in der Praxis aus?
Auf der Straße spielen ist zu gefährlich und im Haus ist zu wenig Platz…Wo bitteschön soll sich mein Kind denn austoben?
Wenn Du stolzer Gartenbesitzer bist, dann liegt die Antwort auf der Hand: Dein Garten ist eine ideale Spielwelt für Dein Kind. Dort kann es sich austoben, kreativ sein, Neues entdecken und lernen, selber experimentieren und sich nach Lust und Laune bewegen.
Mach Deinen Garten für Dein Kind so interessant, dass es ihn für sich als Bewegungsspielplatz entdeckt.
Siehst Du gerade in Gedanken eine wildgewordene Kinderhorde auf Deinen liebevoll angelegten Beeten herumtrampeln?
Zugegeben: Das Idealbild eines Gartens aus Kindersicht betrachtet weicht deutlich von dem ab, was wir als Erwachsene als “schön” bezeichnen. Ein Garten ist für ein Kind interessant, wenn es darin bauen, konstruieren, experimentieren und toben darf. Jeder Sandhaufen, jedes Matschloch wird freudig begrüßt und herumliegende Bretter werden zur Wippe oder Schaukel umfunktioniert. Ein optisch schön angelegter, fertiger Garten dagegen bietet deutlich weniger Reize zum Erforschen und Bewegen.
Als Lösung dieses “Interessenkonflikts” kannst du Deinem Kind ein Stück Garten für sich zur Verfügung stellen.
Egal wie groß oder klein Dein Garten ist: Überlasse Deinem Kind eine Ecke im Garten für sich. Vielleicht stehen dort ein paar Büsche, in denen es sich eine Höhle bauen darf? Oder es gibt einen Baum, auf den es klettern darf und an dem es sich aus einem Seil und einem Ast eine Schaukel basteln darf? Und vielleicht gibt es noch ein Stück freie Fläche zum Toben? Damit Eure Interessen nicht kollidieren und Dein Kind nicht beim Fangen spielen plötzlich aus Versehen auf dem frisch gepflanzten Salat steht, kann der Spielbereich vom Gemüsegarten oder vom Blumenbeet mit ein paar Sträuchern oder Stecken abgetrennt werden. Und wenn Dein Kind ab und zu mit im Gemüsegarten helfen darf, sich eine Karotte selber rausziehen darf und ein paar Blumen pflücken darf, dann wird es auch diesen Bereich schätzen lernen.
Auf jeden Fall wird ein Kind, das den Garten als Erlebniswelt wahrnehmen darf, gerne rausgehen, statt stundenlang vor dem Bildschirm zu sitzen.
Und für den Fall, dass es Deinem Kind im Garten doch mal langweilig sein sollte:
Lass es einen Freund oder eine Freundin zum Spielen einladen und probiert die unten stehenden Gartenspiele aus. Sie werden Deinem Kind sicher Spaß machen und ihm viel Bewegung verschaffen.
Wettrennen
Material: Pro Kind ein kleiner, flacher Stein Spieler: ab 2
So geht’s: Alle Kinder versuchen so schnell wie möglich, von einer Startlinie um einen Baum herum und wieder zur Startlinie zurück zu laufen.
In der ersten Runde wird ein kleiner flacher Stein auf dem Kopf balanciert.
In der zweiten Runde wird der Stein auf dem ausgestreckten Handrücken balanciert.
In der dritten Runde wird der Stein zwischen die Beine geklemmt.
Gartentroll
Material: – Spieler: ab 2
So geht’s: Ein Kind ist der Gartentroll. Er liegt in der Mitte des Gartens und “schläft”, während die anderen Kinder so nahe wie möglich herankommen. Sobald der Gartentroll “aufwacht”, jagt er die anderen Kinder. Das erste Kind, das gefangen wird darf der nächste Gartentroll sein.
Tarzan
Material: ein Seil und ein Baum Spieler: ab 2
So geht’s: Bindet ein Seil (=Tarzan’s Liane) auf einen möglichst hohen Ast. (Der Schwungbereich der Liane muss frei sein von abstehenden Ästen und anderen Hindernissen). Ein Kind (=Tarzan) greift nach dem Seil und klettert ein Stück nach oben. Die anderen Kinder ziehen am unteren Ende des Seils das Seil mit Tarzan nach hinten und lassen es dann los. Tarzan schwingt so weit wie möglich und springt (wenn er will) am höchsten Punkt ab.
Feuer, Wasser, Sturm und Eis
Material: irgendetwas zum raufklettern (Tisch, Gymnastikmatte, …) Spieler: ab 3
So geht’s: Die Kinder laufen frei im Garten herum. Ein Kind (oder einer der Eltern) ist der Spielleiter
Ruft der Spielleiter “Wasser” so klettern alle Kinder so schnell wie möglich auf den Tisch (auf die Matte) um sich vor dem Hochwasser zu retten.
Bei “Feuer” rennen alle Kinder zum Wasserhahn (um sich vor dem Feuer zu retten).
Bei“Sturm” legen sich alle flach auf den Boden (damit sie der Sturm nicht umblasen kann).
Und bei “Eis” bleiben alle sofort (wie eingefroren) in der Position stehen, in der sie sich gerade befinden.
Nach ein paar Runden wechselt der Spielleiter.
Schatzsuche
Material: Zettel, Stift und ein “Schatz” (zum Beispiel ein Kleinigkeit zum Essen)
Spieler: ab 1 (und einer der das Spiel vorbereitet und die “Schatzkarten” beschriftet und versteckt)
So geht’s: Die Schatzsucher bekommen eine Schatzkarte (=ein Zettel mit einem Hinweis auf das Versteck des nächsten Zettels)
Bei kleineren Kindern verrät die Schatzkarte direkt das nächste Versteck. Für größere Kinder ist es spannender, wenn sie erst ein Rätsel lösen müssen, um dadurch den Hinweis auf das Versteck der nächsten Schatzkarte zu bekommen. Die Schatzkarten sollten möglichst weit voneinander entfernt im ganzen Garten versteckt werden und möglichst so, dass die Kinder auch mal auf einen Baum klettern oder unter einen Busch kriechen müssen.
Der letzte Zettel führt zum “Schatz”.
Viel Spaß beim ausprobieren!
p.s.: Bei allen Spielen sollte der Spaß am gemeinsamen Spielen im Vordergrund stehen. Deshalb habe ich bewusst auf die Erklärung, wer Sieger bzw Verlierer ist, verzichtet.
Susanne Renelt ist Mama von zwei Kindern und lebt mit ihrer Familie in Griechenland, ihrer Wahlheimat. Als Diplom Physiotherapeutin hat sie sich auf das Thema “Kinder und Bewegung” spezialisiert und coacht Mamas, die ihren Kindern eine aktive, gesunde und glückliche Kindheit ermöglichen wollen. Mehr dazu unter Kindheit in Bewegung.
Ich bedanke mich ganz herzlich bei Susanne Renelt für diesen wunderbaren Gastartikel.
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