Der Regenwurm, Dein Freund und Helfer

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Wusstest Du, dass sich ein Regenwurm ausschließlich von abgestorbenen Pflanzenteilen ernährt? Er ist ein Zwitter und hat innerhalb eines Jahres ca. 500 Nachkommen. Seine durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei 2 Jahren. Ich beziehe mich hier auf den im Garten üblichen Tauwurm, einer von ca. 40 verschiedenen Würmern in Deutschland.  Er heißt übrigens nicht so, weil wir Menschen ihn oft bei Regen auf der Erdoberfläche entdecken. Der Name leitet sich vom Verb ‘sich regen, beweglich sein‘ ab. Das heißt, wir haben es hier mit einem Freund zu tun, der uns fleißig helfen wird, wenn wir ihn nur lassen. Sind wir denn nicht heilfroh, unter Menschen genau diese Art von Freund zu haben?

Ich weiß, dass es immer noch einige Gärtner gibt, die den Anblick von Regenwürmern nur mit Ekelgefühlen ertragen. Daher habe ich auf  ein provokantes Titelfoto verzichtet.

Falls du zu diesen Lesern gehörst, habe ich aus einer spontanen Eingebung noch einen passenden Artikel dazu geschrieben. Er handelt davon, wie ich meine Angst vor Spinnen überwand.

Vielleicht kann dieser Artikel etwas dazu beitragen, eine neue, positive Sichtweise auf diese so überaus wichtigen Tiere zu erlangen.

Regenwürmer bei der Vermehrung

Eine ungewöhnliche Serie von Regenwurmfotos  stammt aus dem Frühling. Ich war sehr früh morgens im Garten gewesen und lief in der Dämmerung die Auffahrt zu unserem Haus hoch, weil ich die Kinder wecken wollte. Da sah ich, dass sich zwei paarende Regenwürmer auf wirklich abenteuerliche Weise gefunden hatten.

Sie hatten sich auf Regenwurmart mit dem Hinterteil fest in ihren Gängen verankert, um bei einer eventuellen Störung blitzschnell loszulassen und jeweils in ihren Röhren zu verschwinden. Das wirklich Witzige daran war der Ort, den sie dafür gewählt hatten.

Platz ist in der kleinsten Ritze!

Der Bordstein unserer Hofeinfahrt ist der Ort dieses Schauspiels.

Sie hatten jeweils nebeneinanderliegende Fugen unsere Steine als Rückzugsort gewählt, nach dem Motto: Platz ist in der kleinsten Ritze! Es war ein seltsames Schauspiel. Mein erster Gedanke galt dem Fotoapparat, die Kinder waren vergessen! Obwohl ich besonders vorsichtig an ihnen vorüber schlich, um nur wenige Erschütterungen auszulösen, konnte ich gerade mal ein einziges echtes Aktfoto machen. 5 Sekunden später bot sich mir nur noch dieser Anblick: Ich hatte sie leider gestört und ihre Blitzstrategie war aufgegangen.

Diese Verdickung zeigt die erfolgreiche Paarung an.

Eine Sekunde später dann ein letzter Gruß vor dem endgültigen Rückzug.

Ein letztes Wedeln, und Tschüss!

Der ganze Spuk dauerte nur wenige Momente, die ich glücklicherweise mit der Kamera einfangen konnte.

Normalerweise bietet sich uns Gärtnern im Garten eher der folgende Anblick:

 

Geschützte Fortpflanzung unter der Mulchschicht.

Im Schutz einer Mulchschicht aus Stroh oder anderem organischem Material sind die Würmer nicht gar so sehr dem suchenden Auge der Vögel ausgesetzt. Vögel interessieren sich zwar nicht für den wertvollen Ton-Humus-Komplex eines Regenwurms, aber für uns Gärtner sind diese Stoffwechselausscheidungen von entscheidender Bedeutung.

Regenwurmkot ist bester Dünger

In einer 10 Quadratmeter großen Beetfläche leben bis zu 3 Kg Regenwürmer, wenn der Boden gut genährt wird. Dies geschieht durch eine kontinuierliche Mulchschicht oder das Ausbringen von halb verrottetem Kompost. So enthält der Kompost genügend organische Masse und kann dann noch die Würmer im Beet ernähren. Der Wurmkot ist als Dünger sogar wertvoller als der aufgesetzte Kompost. Diese ganz spezielle Zusammensetzung ist ein unglaublich hochwertiger Nährstoff. Alles was Pflanzen für  ein optimales Wachstum brauchen, ist in ihm enthalten.

Für diejenigen unter Euch, die sich vor den Regenwürmern nicht ekeln, möchte ich noch ein besonderes Minivideo erwähnen. Es ist nicht von mir, sondern Du kannst es  in die Suchleiste mit folgendem Code eingeben. : 94340821, und zwar auf der Webseite von  fotolia. Wenn du mit der Maus über das Bild fährst, bewegt sich der Wurm.

Ich könnte jetzt behaupten, auch dieses Video aus Rücksicht auf die zarteren Naturen unter meinen Lesern nicht eingebaut zu haben. Dem ist aber nicht so, es war mir schlichtweg zu teuer, da es eine geniale, aber mir viel zu teure Aufnahme mit dem Mikroskop zeigt.

Das Video ist deshalb so anschaulich, weil es im Inneren des Regenwurms den Darminhalt so schön zeigt.  Man erkennt ein Gemisch aus abgestorbenem Material und Erde. Auch die Mikroorganismen in und um den Wurm sind wundervoll deutlich zu betrachten. Spätestens jetzt erschließt sich die enorme Arbeitsleistung der Mikroorganismen in Verbindung mit Regenwürmern.

Dieser Darminhalt wird täglich ausgeschieden und zwar ist es die Hälfte des wurmeigenen Körpergewichts.

Bodenfutter für die Vermehrung

Jetzt im Herbst sind die Regenwürmer noch äußerst aktiv, auch in Sachen Vermehrung. Im Winter und im Sommer ziehen sie sich in tiefere Bodenschichten zurück und sind für uns Gärtner nicht mehr so deutlich sichtbar. Wie Du Dir bestimmt denken kannst, braucht der Wurm für die Vermehrung ein verlässliches Futterangebot. Die Mulchschicht ist nicht nur ein leckerer Happen, sondern bietet auch Schutz vor den Elementen. Das bedeutet jetzt im nahenden Winter natürlich Schutz vor Minusgraden, vor heftigen Winden und vor Starkregenfällen. Dies alles würde außerdem den kostbaren Humus wieder reduzieren und ist ein weiteres Argument für eine sorgfältige Bodenbedeckung im Biogarten.

Der Regenwurm, Dein Freund und Helfer

Was geschieht noch, während er dieses Futterangebot allmählich verstoffwechselt?

Er belüftet durch seine Grabetätigkeit den Boden und sorgt dafür, dass Sauerstoff und Wasser zugeführt werden. Sollte es zu viel geregnet haben, kann überschüssiges Wasser durch die Röhren viel besser verdunsten und das Beet verschlammt nicht so leicht. Normalerweise scheidet er den Wurmkot sogar direkt in seinen Gängen aus und tapeziert sie regelrecht damit. Pflanzenwurzeln auf der Suche nach Nährstoffen sind in seinen Gängen also automatisch direkt an der besten Futterquelle.

Dieses Buch ist eine tolle Weiterführung zu dem Thema und sehr empfehlenswert für alle, die sich intensiver mit dem Thema Wurmkompost befassen möchten.

Nun wird auch klar, warum das unselige Umgraben des Bodens so zerstörerisch ist. Die kostbaren Gänge unseres Freundes werden alle vernichtet und die optimale Struktur des Bodens mit den kostenlosen Leitungen für Wasser, Sauerstoff und Nährstoffe ist dahin…

Hier gibt es weder Schutz noch Futter auf den leeren Beeten. Kein guter Platz für Regenwürmer.

Was braucht der Regenwurm im Winter?

Würdest du einem Menschenfreund so das Beet (äh Bett) bereiten? Ohne Decke im Winter?

Behandelt man so einen Freund? Achtsam wäre es, seiner Tätigkeit den gebührenden Respekt zu zollen und noch obendrein dafür zu sorgen, seine Wohnstätte auf natürliche Weise zu schützen.

Das letzte Foto ist ein typisches Beispiel für einige aufgeräumte Beete, nach Meinung des Besitzers gut winterfest gemacht! Hier fühlt sich kein Regenwurm wohl und wird bestimmt nicht auf die eingangs erwähnte Population von 500 Nachkommen im Jahr kommen. Er wird auswandern und der Boden verliert seinen besten Düngerproduzenten.

Hätte der Gärtner in diesem Beispiel alles schön abgemulcht oder mit Gründüngung bedeckt, dann könnte er darauf vertrauen, dass ihm die Würmer innerhalb von 10 Jahren die Beete in einer Tiefe von 1 Meter komplett lockern, umgraben, mit dem genialen Gängesystem ausbauen und somit der Tisch unterirdisch auch für die Pflanzenwurzeln gedeckt ist.

4 Kommentare

  • Hallo liebe Astrid,
    hier mal eine Kleinigkeit aus meinem Kräuter-Bio-Garten:

    Du siehst mein langes Erdbeer-Hochbeet voll mit Frühlingsblühern. So sind meine Erdbeeren vor den kalten Winter- und Frühjahrswinden gut geschützt. Ich habe seit dem keine Schnecken mehr dort gesehen und auch fast keine Nebenkräuter mehr. In diesem Jahr mussten die Erdbeeren ausgetauscht werden. Dafür habe ich rechtzeitig Ableger in kleine Töpfchen gezogen, nach deiner Anleitung. Dann habe ich 12/12 cm Töpfe mit einem Gemisch von bestem Kompost, meinem Lehmboden und etwas Sand gemischt und im Hochbeet eingesetzt. Jetzt wurden die gut durchwurzelten Erdbeeren dort eingepflanzt.

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  • Hallo Astrid,

    nachdem das Gartenjahr 2016 quasi abgeschlossen ist, möchte ich mich von Herzen bei Dir bedanken.

    Deine toll ausgearbeiteten Beiträge haben mich durch das Gartenjahr immer begleitet und waren mir eine große Hilfe.
    Viele deiner Anregungen habe ich mit großem Erfolg ausprobiert und in meine Gartenabläufe integriert.

    Durch Deine Beiträge bin ich zu einem “hochmotivierten Gärtner” geworden und konnte nicht nur viele gesunde Produkte ernten, sondern auch zusätzlich meinen inneren Akku wieder auftanken (Ruhephasen in dieser schnelllebigen Zeit).
    Dafür vielen, vielen Dank.

    Eine Bitte hätte ich noch.
    Es wäre sehr schön, wenn man deine Gartenbeiträge als gesammeltes PDF-File käuflich erwerben könnte.
    Natürlich gibt es schon viel Literatur zu diesem Thema, aber für mich wäre es etwas Besonderes. Es sind sehr viele positive und persönliche Erinnerungen an das Gartenjahr 2016 damit verbunden.
    Auch meine Frau Marion würde sich über dieses liebevoll erarbeitete Nachschlagewerk sehr, sehr freuen.

    Dir und Deiner Familie eine stille erholsame Zeit.

    Ganz liebe Grüße
    Klaus und Marion

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    • Lieber Klaus und liebe Marion,
      wie wunderbar für mich zu lesen, dass Ihr mit meiner Hilfe so einen gutes Gartenjahr hattest. Das freut mich sehr!
      Nun zu Deiner Bitte: Ich will sehen, was ich für Dich tun kann! In der Tat gibt es schon so viele gute Gartenbücher, ich habe die meisten davon ja sogar in meinem eigenen Shop. Wenn ich die pdf fertig habe, kann ich sie für Dich sogar noch mit einer kleinen persönlichen Widmung versehen, wenn du magst. Ich sage dann Bescheid!
      Ganz, ganz liebe Grüße an Euch beide,
      Astrid

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