3 Tipps für eigenes Saatgut

1.Tipp: Paprika

Wenn Du Paprika erfolgreich vermehren willst, brauchst Du mindestens 6-12 Exemplare derselben Sorte. Da sie überwiegend Selbstbefruchter sind, kommt es im Freiland weniger zu Verkreuzungen. Dieses Risiko ist größer, wenn die Insekten kaum ein anderes Blütenangebot finden, dann fliegen sie in ihrer Not auch Paprikablüten an. Also zeigt sich auch hier wieder der Vorteil des guten, alten Bauerngartens mit seinem großen Blütenangebot.

Die Samengewinnung von Paprika ist relativ leicht, zunächst einmal wird genauso angebaut, wie für den Nahrungsanbau. Falls Du noch Tipps brauchst, siehe hier Reife Paprika ernten.  Die Keimfähigkeit des Saatguts lässt sich stark beeinflussen durch die Anzahl der ausreifenden Früchte. Nur wirklich reife Früchte haben gut keimende Samen inne, Du erkennst die Reife am deutlichen Farbumschlag, z.B. von grün nach rot oder gelb und von hellgelb nach dunkelgelb oder orange. Bitte nur die ersten Früchte für das Saatgut ernten, die Samen von späteren Früchten keimen nicht mehr so gut. Dies wird oft nicht beachtet und hat sehr viel schlechtere Keimraten zur Folge. Aus demselben Grund wäre es von Vorteil, nur wenige Früchte an der Pflanze reifen zu lassen, 3-4 Stück sind hier ausreichend. Natürlich kommt Dir hier Dein Wunsch nach einer großen Ernte für die Küche in die Quere. 🙁 Du musst abwägen und eine klare Entscheidung treffen. (Wenige Früchte werden größere Früchte und das heißt größere Samen und das wiederum bessere Keimfähigkeit).

Paprika mit Kerngehäuse
Aufgeschnittene Paprika mit reifen Kernen

Wenn die Früchte reif sind, werden die Kerne mit einem Löffel ausgekratzt und sofort in eine Schale mit Wasser gelegt. Hier kannst Du nun die tauben Samen von den guten trennen, da die tauben oben auf schwimmen. Sie werden mit einem Sieb abgeschöpft. Die guten Samen noch einmal nachspülen und sofort auf einem Teller flach ausbreiten und im Warmen trocknen lassen. Gut getrocknete Samen lassen sich nicht biegen, sondern sie brechen. Sie sind bei dunkler, kühler Lagerung 4 Jahre keimfähig.

2.Tipp: Gurken

Gurken gehören zu den Kürbisgewächsen und sind selbstverträgliche Fremdbefruchter. Was bedeutet das? Die weiblichen Blüten einer Pflanze können von den männlichen Blüten derselben Pflanze bestäubt werden, viel häufiger kommt es aber zu einer Bestäubung durch eine Nachbargurkenpflanze. Auch hier sind wieder mindestens 6-12 Pflanzen für einen genetisch hochwertigen Samenbau nötig. Wenn Du Teil 1 dieser Serie verpasst hast, kannst Du das hier nachlesen. 7 Tipps für eigenes Saatgut  Dort erfährst Du auch den Unterschied zwischen Hybridsamen und samenfesten Sorten. Dieses Wissen setze ich hier als Grundlage für den Erfolg auch bei Gurken, Paprika und Salat voraus.

Der Anbau für den Samenbau weicht nicht von dem normalen Anbau ab. Am besten baust Du nur eine Sorte an und beugst Verkreuzungen vor, indem Du die Gurken zwischen Stangenbohnen pflanzt. Damit hättest Du gleichzeitig noch dem Bedürfnis der Gurken nach wenig Windbewegung Rechnung getragen und daher empfehle ich Dir das sehr.

Reife Gurken haben deutlich die normale Genussreife überschritten. Ihre Schale ist hart und die Farbe hat von grün nach gelb gewechselt, bei weißen Gurken zu braun. Bitte ernte immer die beiden ersten Gurken, aber nicht vom Haupttrieb, sonst setzen die Pflanzen zu wenige Früchte an. Nun lässt Du sie noch 2-3 Wochen an einem trockenen Ort nachreifen, das erhöht die Keimfähigkeit der Samen. Danach werden sie längs aufgeschnitten, das Fruchtfleisch mit dem Löffel heraus gekratzt und zur Gärung in ein Wasserglas mit ein bisschen Zucker gegeben. Das ist derselbe Vorgang wie bei den Tomaten aus dem letzten Artikel und dient der Zersetzung der keimhemmenden Gallertschicht. Dies dauert höchstens 1-2 Tage und danach müssen die Samen schnell zum Trocknen ausgestrichen werden. Auch hier sind sie dann bei dunkler, kühler Lagerung 4 Jahre haltbar.

3.Tipp: Salat

Der letzte Tipp in diesem Artikel handelt vom Salat. Auf dem Beitragsfoto siehst Du einen Eissalat, ich schreibe hier allerdings über alle Salate der Gattung Lactuca. Wichtig ist wie immer die Menge der Exemplare derselben Sorte, es sollten schon mindestens 10 Pflanzen sein. Sie sind ausschließlich der Saatgutgewinnung vorbehalten und Du darfst sie nicht für Speisezwecke beernten.

Nun komme ich auch gleich zu einem der häufigsten Fehler, der bei Salaten gemacht wird. Nimm nicht das Saatgut vom ersten in Blüte gehenden Salat. Warum nicht?

Weil Du damit auf eine Eigenschaft hin selektierst, die Du bei Deinem Speisesalat auf keinen Fall haben möchtest, ich spreche von der frühen Schosserneigung. Das ist die verfrühte Neigung zum Blühen. Die Samenträger sollten daraufhin ausgesucht werden, dass sie besonders spät in Blüte gehen, damit sich diese wünschenswerte Eigenschaft vermehrt. Du baust ihn ja nicht der schönen, frühen Blüte wegen an. 🙂

Die Aussaat für die Samenernte weicht von der normalen Aussaat ab, bitte alle Sorten Ende Februar/Anfang März anbauen, damit die Reifung der Samen in die trockenste Sommerphase fällt. Außerdem musst Du die Abstände doppelt so groß wie gewohnt wählen, weil die Samenträger später viel Platz einnehmen werden.

Schossender Salat
Dieser Salat ist geschossen.

Sie werden alle an einen festen Stab angebunden. Das Saatgut ist reif, wenn die umhüllenden Kapseln nicht mehr weich sind. Das beste Saatgut ist oben am Hauptrieb, diese kleine Menge kann von Hand gezupft werden.

Oft ist es während der Reife der Samen nötig, diese gegen Regen und Fäulnis zu schützen, das geschieht am besten mit einer mobilen Überdachung aus Folie. Kontrolliere auf jeden Fall auf Fäulnis und entferne falls nötig die unteren, faulenden Blätter, da sonst der Haupttrieb anfaulen und abbrechen könnte.

Wenn Du nun schon eine erste, kleine Portion reifen Samen hast, könntest Du im Hausgarten der Einfachheit halber die restlichen Samen einfach so ausfallen lassen. Dort, wo sie dann in der Nähe flächig aufgehen, hast Du eine schöne Menge an Schnittsalat. Zusätzlich könntest Du davon einige kräftige Jungpflanzen diese Saison noch in ein neues Beet vereinzeln für einen ersten, kleinen Sommersatz von eigenem Salat. 🙂

Natürlich kannst Du aber auch den Rest der Samen von den Pflanzen nehmen, misch am besten von jedem gesunden Exemplar einige Samen zusammen wegen der Vielfalt. Das geerntete Saatgut ist bei kühler, dunkler Lagerung 4-5 Jahre haltbar.

So, ich hoffe, Du konntest für Deinen Garten etwas Nützliches aus diesen Tipps herausholen, probiere es einfach mal aus und gönn Dir doch einmal im Garten den wundervollen Werdegang vom Anfang bis zum Anfang. Ich freue mich, wenn Du hier im Kommentar von Deinen eigenen Erfahrungen schreibst. Vielleicht vermehrst Du schon lange mit gutem Erfolg Deine Lieblingssorte?

9 Kommentare

  • Hallo Astrid,

    danke für deine Beiträge, Samen von Tomaten, Paprika, Kürbis und Salat sind recht einfach zu gewinnen, mich reizt es die etwas schwierigen Gemüsearten zu vermehren. Wie letztens schon erwähnt kämpfe ich mit meinen Möhren, auch mit Brokkoli habe ich so meine Probleme, er blüht zwar immer reichlich, aber Samen bekomme ich keine, obwohl das Saatgut samenfest ist. Es ist einfach als eine Art Vorsorge gedacht, jetzt Erfahrungen sammeln, um sie anzuwenden wenn es mal nötig ist.
    Leider sind viele Dinge die unsere Großeltern noch wussten in Vergessenheit geraten und diese wieder zu erlernen und weiter zu geben ist mir wichtig. Wenn ich Z.B. an den Garten meiner Großmutter denke, das war ein Mischkulturgarten der eine elfköpfige Familie versorgte, Samen wurden immer selbst gezogen, mit Nachbarn getauscht, Knollen und Zwiebeln überwintert, geteilt und weitergegeben. Deshalb wurmt es mich, dass ich nicht so recht weiterkomme mit meinen selbstgezogenen Gemüsesamen.

    Liebe Grüße
    Ursula Dohmen

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    • Liebe Ursula,
      ich finde es sehr gut, dass Du Erfahrungen sammeln möchtest, um wie Deine Großmutter die Selbstversorgung zumindest einmal grob zu berherrschen, für den Notfall eine sehr wichtige Fähigkeit. Ich habe dasselbe Ziel.
      Über Möhren hatte ich Dir ja schon einmal geschrieben, wenn mir dazu noch etwas neues einfällt, werde ich es Dich wissen lassen. Bei Brokkoli ist es absolut wichtig, dass Du ihn so früh wie möglich aussäest, jetzt im Februar musst Du beginnen, im Haus natürlich. Wenn Du ihn dann ca. Ende März/ Anfang April auspflanzt, musst Du ihn wahrscheinlich noch mit doppeltem Vlies abdecken. Warum so früh? Weil der Brokkoli spätestens im Juli blühen muss, damit seine Samen auch noch ausreifen können. Der normal gesetzte hat dafür keine Zeit mehr, er kommt schon in das Herbstwetter mit seinen Samen. Falls der Sommer in der Zeit der Samenreife feucht ist, empfiehlt es sich auch, ihn mit einem Gestell gegen Regen zu schützen, alles, um die Samen gut ausreifen zu lassen, bevor Fäulnis in den Strunk geht.
      Ich hoffe, Dir damit noch einen Tipp gegeben zu haben; lass es mich wissen, wenn Dir die Vermehrung gelungen ist. Das ist dann schon die höhere Kunst der Saatgutgewinnung.
      Ganz liebe Grüße,
      Astrid

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  • Hallo Astrid! Ich freue mich auf den Beitrag über die Mischkultur!
    Das machen wir schon seit zwei Jahren und fühlt sich für uns super an!!
    Grüße Nicole

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  • Hallo Nicole,
    das finde ich super, es funktioniert nicht nur gut, sondern sieht auch so schön aus, wenn die Beete so lebendig und abwechslungsreich bepflanzt sind. Ich liebe Mischkulturen!
    Liebe Grüße
    Astrid

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  • Liebe Astrid!

    Ich mag deinen Blog sehr, vielen Dank dass du dein Wissen mit uns teilst!

    Gerne würde ich mehr von deinem Garten sehen, Fotos aber auch den Plan wie du deinen Garten mit Mischkultur und Beeten planst. Und wie viele Pflanzen man braucht um eine Familie zu ernähren, also pro Sorte.

    Liebe Grüsse
    Janina

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    • Liebe Janina,
      da freue ich mich aber sehr, dass Dir mein Blog gefällt. Ich schreibe so gerne über das biologische Gärtnern. Fotos wirst Du ja im Laufe der Saison noch sehr viele von mir sehen, es geht ja jetzt erst wieder los, ich stehe in den Startlöchern wie so viele Gärtner momentan. Mit einem kompletten Gartenplan kann ich Dir nicht dienen, der steht noch gar nicht für dieses Jahr. Nur die Stellen, wo letztes Jahr Bohnen und Erbsen waren sind markiert, damit dort nicht wieder welche gesetzt werden. Alles andere ergibt sich bei mir mit den Wochen aus der Erfahrung nach so vielen Gartenjahren. Ich habe ja einen sehr großen Garten, ca.1000 Quadratmeter, da zähle ich nicht mehr wirklich, wieviele Stück ich anbaue. Wie groß ist denn Deine Familie und Dein Garten? Dann kann ich ein bisschen besser etwas sagen.
      Liebe Grüße
      Astrid

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      • Liebe Astrid,
        vielen Dank für deine Antwort! Ich freue mich schon sehr, mehr von deinem Garten zu sehen!
        Wir haben einen Schrebergarten, ca.200m2 den wir jetzt das zweite Jahr bewirtschafften (vorher waren wir nur Balkongärtner). Wir sind zu zweit und würden gerne auch etwas einlagern. Ich habe inzwischen eine Übersicht gefunden über Gemüse pro Person, dass hilft mir zusammen mit den Erfahrungen vom letzten Jahr.
        Ich möchte dieses Jahr deine Mischkultur mit Erbsen ausprobieren, ist schon eingetragen auf dem Gartenplan! Jetzt suche ich noch nach einer Mischkultur mit Kohl und Süsskartoffeln jeweils als Hauptkultur. Und mehr Anregungen für Blumen in Mischkulturen, dass habe ich letztes Jahr sehr vernachlässigt dabei sieht es einfach toll aus!
        Ich freue mich auf neue Blogbeiträge und wünsche dir einen schönen und entspannten Tag!

        p.s. Ich habe bei den Kundenerfahrungen EM über den Versuch Einsteigerbeet EM gelesen, gibts dazu eine Anleitung? Mich interessieren EM sehr! Gerne würde ich Experimente damit machen, z.B. Vergleichskulturen mit und ohne EM.

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  • Liebe Janina,
    das ist ja eine stolze Größe, die Ihr da zu zweit bewirtschaften könnt, darauf kann man sich richtig austoben.
    Als sehr passende Blumen haben sich alle Sorten von Ringelblumen, kleinblütige Tagetes, Kalifornischer Mohn, Löwenmäulchen und Zinnien erwiesen, das sieht wunderschön aus und ist ganz bunt. Ab und an eine einzelne Sonnenblume am Rand, nicht über Grünkohl, sonst hast Du im Winter beim Säubern überall die Schalen der Sonnenblumenkerne drin.
    Kohl passt gut zu Auberginen, Du hattest das in dem anderen Kommentar gefragt. Außerdem noch zu Tomaten, Sellerie (hier vor allen Dingen Blumenkohl) Bohnen, Erbsen und Möhren.
    Süsskartoffel habe ich leider noch selbst nicht angebaut, da kann ich Dir keinen Tipp geben. Was mit Sicherheit nicht schadet, sind verschiedene Salate.
    Falls Du auch auf Facebook bist, unter Biogarten Füllhorn, dort habe ich noch viele eigene Bilder unter “Alben: Wie mache ich neues Land urbar?” eingestellt mit einigen Anmerkungen. Vielleicht magst Du dort mal ein bisschen stöbern. Wenn Du noch ausführlichere Beratungen wünscht, stehe ich Dir auch gerne für eine telefonische Beratung zur Verfügung, es steht auch in der Rubrik “Über mich”
    Ganz liebe Grüße an Euch beide,
    Astrid

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