Wie ich meine Angst vor Spinnen überwand

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Schon als kleines Mädchen hatte ich große Angst vor Spinnen. Weberknechte und Zitterspinnen gingen gerade noch, aber die dicken, fetten Winkelspinnen waren schon damals einfach nur angsteinflößend für mich. Den Keller meines Elternhauses mit angrenzendem Heizungskeller und Werkstatt meines Vaters bewältigte ich nur im Laufschritt. Es kostete mich jedes Mal Überwindung, aus diesen Räumen etwas holen zu müssen.

An dieser Angst änderte sich nichts, sie verursachte so manchen Schrei und rasende Flucht auch im Erwachsenenleben.

Nachdem wir dann vor 16 Jahren endgültig die Stadt hinter uns gelassen haben, wurden die Begegnungen mit Spinnen aller Art häufiger. Damals wohnten wir in einem älteren Haus auf dem Lande und Spinnen gab es in Massen. Draußen im Garten waren sie für mich noch ganz passabel zu ertragen, aber im Haus wurde die Belastung für meine Nerven schlimmer. Es gab genügend alte Rohre und Ritzen, die immer wieder unschöne Überraschungen zu Tage brachten.

Die Wende

Die Wende brachte ein besonders furchterregendes Ereignis im September vor ca. 9 Jahren. Damals war mein Mann, der Spinnenbefreier, für 2 Wochen außer Haus und ich war allein unter Spinnen, das konnte ja nicht gut gehen! 🙁

Das ausschlaggebende Ereignis geschah sehr früh morgens, zur besten Spinnenzeit. Ich hatte mit einem Wäschekorb leise die Treppe herunter gehen wollen. Von dieser sehr steilen Treppe war ich schon einmal äußerst unsanft hinunter gefallen, also lehnte ich mich haltsuchend beim Heruntergehen mit der Schulter an die Wand. Ich wollte einen neuerlichen Sturz vermeiden, aber es kam noch schlimmer!

Als ich in der Küche war und den Korb abstellte, sah ich aus den Augenwinkeln beim Niederbeugen etwas großes, schwarzes auf meinem hellblauen T-Shirt. Es war ein besonders großes Exemplar der großen Winkelspinne, ein Alptraum damals für mich. Ich hatte sie wohl unbemerkt von der Wand gestreift und sie hatte meinen Rücken als Zufluchtsort gewählt.

Der Kampf

Ab da lief ein vollautomatisches Programm ab, das filmreif war. Ich stieß einen Schrei aus, riss mir so schnell wie noch nie im Leben das T-Shirt vom Leib und hatte noch die Geistesgegenwart, die irritierte Spinne in die nächste Ecke zum Küchenschrank hin zu verfolgen. Ich hechtete zum Schrank, zitterte mich zu einem Glas und stülpte dieses todesmutig über das Tier. Geschafft!

So ging es nicht weiter!

In dem Moment, als ich heulend auf dem Küchenboden in sicherer Entfernung zum Glas saß, wurde mir klar, dass ich etwas unternehmen wollte. So ging es nicht weiter! Ich musste aktiv werden, mein Mann konnte mir diesmal nicht helfen. Wir handhabten Spinnen schon damals so, dass wir sie lebend in einem Glas fingen, ein Papier unterschoben und sie dann in die Freiheit entließen. Normalerweise machte das mein Mann, mein Held! 🙂

Ich beschloss, kleine Schritte zur Bewältigung meiner Angst täglich zu üben. Als hätten dies alle Spinnen der Umgebung gehört, gaben sie mir im Spinnenmonat September jeden Tag aufs Neue reichlich Gelegenheit zur Konfrontation mit meiner Angst. 2-3 Spinnen täglich waren in diesen 2 Wochen der Durchschnitt.

Ich wollte einen Fortschritt erreichen, das war der Anfang meiner Entwicklung. Wenn sich auch bei Dir etwas bessern soll, dann musst Du es wirklich wollen, nicht nur wünschen!

Schritt 1

Zuerst stellte ich in jedem(!) Zimmer unseres Hauses Gläser parat, damit ich sofort beim Erscheinen zur Tat schreiten konnte und ich sie nicht mehr aus den Augen verlieren konnte. Das Überstülpen des Glases hatte ich übrigens schon etliche Male allein gemacht, auch wenn mein Mann daheim war. Er war natürlich nicht immer mit mir im selben Zimmer und jeder weiß, wie schnell eine Spinne verschwunden ist.

Schritt 2

Als nächstes machte ich es mir zur Pflicht, das gefangene Tier aus der Entfernung einige Sekunden zu betrachten. Beim ersten Mal aus 3 Metern Entfernung. Dabei redete ich mir innerlich gut zu, dass die Spinne ja nicht raus könne, ich also nichts zu befürchten hatte. Ich war in Sicherheit! Anfänglich hielt ich den Anblick nur wenige Sekunden aus, ich setze sogar noch meine Brille ab.

Schritt 3

Von Spinne zu Spinne tastete ich mich langsam immer weiter in dieses angstbesetzte Gebiet vor, kam näher an das Glas heran, setze die geputzte Brille auf, verlängerte die Sekundenzahl. Jedes Mal ging es ein klitzekleines bisschen besser. Außenstehende hätte noch keinen Fortschritt bemerken können, aber ich fühlte ihn. Jedes Mal achtete ich darauf, am Ende meiner ‘Übung’ ganz deutlich das Gefühl der Erleichterung und des Stolzes zu spüren, dass ich auch den Anblick einer Spinne überleben konnte. Freiwillig gewählt!

Jetzt mussten die Spinnen natürlich auch befreit werden, das kostete auch wieder große Überwindung. Was, wenn ich das Glas ungeschickt öffnete und sie mir über die Hand laufen würden?

Es half ja nichts, sie mussten raus aus dem Glas, also sorgte ich für eine stabile Karte, die nicht wegknicken konnte und war bestens für den letzten Schritt vorbereitet. Anfangs war ich auch hier nur in der Lage, mit der Fußspitze vorsichtig, aber schnell das Glas auf dem Rasen umzustoßen. Ich wollte nicht mehr hinschauen, was die Spinne tat, nur schnell weg war mein Gedanke.

Schritt 4

Im nächsten Schritt zwang ich mich, aus sicherer Entfernung einmal noch zurückzuschauen, ein letzter Blick auf die Spinne musste noch sein. Danach kam das Rückwärtsgehen und gleichzeitig Schauen, wo sie hinläuft. Es waren wirklich Minischritte, die ich unternahm, aber so langsam ging es aufwärts mit mir.

Ich habe damals jede Gelegenheit der Begegnung genutzt, um mich wirklich mit der ganzen Misere auseinander zu setzen. Das war meine eigene, freie Entscheidung und ich wusste ganz genau, was jetzt der nächste, winzige Schritt war. Es waren immer meine Ideen gewesen, nur ich konnte fühlen, was ich mir zutraute, immer einen kleinen Schritt weiter, nicht springen sondern schleichen war die Devise.

Es wurde allmählich besser

Damals vor 8 Jahren ist es mir so gelungen, meinen Gefühlen so ganz allmählich ihre panikartige Spitze zu nehmen. Ich behaupte jetzt nicht, dass ich Spinnen inzwischen innig liebe (Katzen und Eichhörnchen sind mir lieber), aber die Panik und Angst von damals ist weg. Übrig geblieben ist die Fähigkeit, bei einer unerwarteten Begegnung mit ihnen den Anblick zu ertragen und sie selbstständig zu entfernen. So kann ich mit ihnen leben und räume dieser Angst nicht mehr unverhältnismäßig viel Platz in meinem Leben ein.

Warum schreibe ich das hier alles so ausführlich nieder? Weil ich Dir Mut machen will, falls Du an ähnlichen Ängsten oder Ekelgefühlen leidest. Wenn Du daran etwas ändern willst, möchte ich Dich ermutigen, Deine eigenen, kleinen Schritte täglich zu gehen. Täglich halte ich wie bei einem Sportprogramm für sehr wichtig. Ich sage hier natürlich nicht, dass diese Art bei jedem funktionieren wird, aber die Chancen stehen gut für eine Veränderung.

Um jetzt noch einmal auf meinen Ausgangspunkt für diese Artikelidee zurück zu kommen, möchte ich dich auch beim Thema Regenwürmer zu deinem persönlichen Entwicklungsprozess ermutigen. Ich bin mir sicher, Du hast vom Kopf her schon längst begriffen, dass Regenwürmer äußerst nützliche Tiere sind. Das Thema ist Dir gut bekannt, sonst wärest du nicht auf meinem Blog! Und trotzdem hast Du ein Ekelgefühl vor ihnen oder auch Angst.

Was kannst du tun?

Ich würde an dieser Stelle täglich zunächst einmal mit Fotos von Regenwürmern (oder auch Spinnen) arbeiten. Suche Dir im Internet bei Pixabay verschiedene Fotos von Regenwürmern heraus, mal eher harmlos und dann aber auch die ganz harten Bilder, die eine große Herausforderung für dich sind. Mit den leichteren Fotos fängst Du an. Schaue sie Dir täglich drei Mal an, in gebührendem Abstand vom Bildschirm. Bevor Du hinschaust mache Dir klar, dass Du in Sicherheit bist und jederzeit wegschauen kannst. Sie können nicht aus dem Bildschirm raus, es ist alles unter Deiner Kontrolle.

Dann steigerst du die Sekundenzahl, die Nähe zum Bildschirm und die Härte der Fotos. Der letzte Schritt sind dann Minivideos, wo sich die Würmer bewegen, das findest Du alles bei pixabay. Das ist nichts für den Anfang, sondern natürlich für später!

Ich bin mir sicher, dass Du langsam Fortschritte machen wirst. Als Gärtner bist Du häufig bei Deinem Tun im Garten mit Regenwürmern oder ähnlich Kriechendem konfrontiert. Wenn Dein Unterbewusstsein Regenwürmer eklig oder angsteinflößend empfindet, wirst Du nicht mit voller Hingabe und Liebe alles zu ihrem Wohl gestalteten. Dies ist aber Voraussetzung im Biogarten und das ist der Grund, warum ich diesen Artikel geschrieben habe.

Hier findest Du den erwähnten Artikel über Regenwürmer.

Ich möchte Dich ermutigen, nicht nur den Gartenboden bereit für Regenwürmer zu machen, sondern auch in deinem Inneren den Boden für sie zu bereiten. Dies wird Dich zu einem tieferen Verständnis und zu einer Liebe zu Mutter Erde führen und das ist die innere Grundlage für erfolgreiches Biogärtnern.

Dir wünsche ich nun den Mut, Dich Deinen Ängsten und Ekelgefühlen zu stellen und ganz, ganz langsam die nötigen Schritte zu wagen. Du wirst es schaffen! Wenn ich es geschafft habe, dann kannst Du das auch!

6 Kommentare

    • Liebe Christine,
      Nein, ich hatte nicht speziell an Dich gedacht. Allerdings fällt mir jetzt ein, dass Spinnen bisher noch nicht zu Deinen Lieblingen gehören. Mit Regenwürmern bist Du ja schon ‘gut Freundin’. Wer weiß, vielleicht hat Du Lust, es einmal zu versuchen mit einer kleinen Spinnen-Entspannungsübung?
      Falls ja, dann kannst Du mir ja demnächst berichten, was sich verändert hat.
      Ganz besonders liebe Grüße an Dich,
      Deine Astrid

      Antworten
  • Liebe Astrid,
    vielen Dank für diesen Artikel. Ich bin auch eine, die der Spinne ohne Diskussion das belagerte Zimmer überlässt. Und auch ich habe meine Retter 😉 Sehr besonders großen Exemplaren bin ich in Indien begegnet. Kein Glas ist da groß genug. Und ja, da habe ich auf’s Karma gepfiffen und die finale Methode gewählt (über Handlanger…) Ich ziehe meinen Hut vor deiner Selbstüberwindung! Deine Methode ist gut und ich werde mich ihrer erinnern bei der nächsten Begegnung der “besonderen Art”. Liebe Grüße, Marit

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    • Liebe Marit,
      vielen Dank für Dein Feedback, es gibt noch viele unter uns (meist Frauen), denen es ähnlich geht. Ich glaube nach dem was Du schreibst, dass ich für Indien irgendwie noch nicht reif wäre. 🙂
      Ja, ich kann Dich nur ermutigen, es einmal mit der Betrachtung einer gefangenen Spinne zu probieren. Schau sie an, halte das Gefühl ein paar Sekunden aus und genieße voller Stolz, dass Du es überlebt hast.
      Ganz herzliche Grüße an Dich,
      Astrid

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  • Liebe Astrid!

    Danke für das Teilen deiner Geschichte! Das wird sicherlich positive Kreise ziehen.
    Regenwürmer und Schnecken hab ich schon als Kind über mich kriechen lassen und habe keinen Ekel davor.

    Die Spinnenphobie ist mir irgendwann mal nebenbei abhanden gekommen, als ich die Bach-Blütenessenz “Crab Apple” einnahm. Eine wunderbare “Nebenwirkung”! 😉

    Diese Info möchte ich teilen, vielleicht mag sie jemand mit deinem Supertipp kombinieren?

    Toi toi toi an alle zukünftigen Angst- und Ekelfreien! <3

    Liebe Grüße,
    Robinia

    Antworten
    • Hallo liebe Robinia,
      vielen Dank für Deinen Tipp mit der Bach-Blütenessenz “Crab Apple”. Ist das nicht auch zugleich die Blüte, die als Reinigungsblüte gilt?
      Liebe Grüße auch an Dich,
      Astrid

      Antworten

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